Die NFL erobert London

American Football mitten in London: Alle Jahre wieder kommt die NFL ins Alte Europa, um Werbung für die amerikanischste aller Sportarten zu machen. Damit bringt sie viel mehr mit, nämlich die ganze amerikanische Kultur. Welcome to the NFL takeover!

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Was verbinden Europäer eigentlich mit American Football? Große, vor Kraft strotzende Männer mit breitem Kreuz? Eiförmige Spielgeräte, denen alle hinterher jagen wie wild gewordene Berserker? Dick gepolsterte Oberkörper die krachend und mit voller Wucht aufeinandertreffen, dass es durchs ganze Stadion hallt? Ja, genau das. Und tausende grölende Zuschauer mit einem durchsichtigen Bierbechern in der einen, und einem Schaumstoff-Zeigefinger über der anderen Hand (Und ja, genau das hab ich auch gemacht).

Die NFL, was soviel bedeutet wie North American Football League, entspricht damit ziemlich genau dem Bild, das die meisten Nicht-Amerikaner von US-Sport haben: Gewaltig, angeberisch und so ganz anders als Fußball, unsere so innig geliebte Sportart.

Das Interesse wächst jedoch auch auf der anderen Seite des großen Teichs von Jahr zu Jahr. Nämlich immer dann, wenn die große North American Football League auf den alten Kontinent kommt, um Werbung für sich und den Sport zu machen. Dieses Jahr standen sogar zwei Termine an: Minnesota Vikings gegen die Pittsburgh Steelers and die Jacksonville Jaguars gegen die San Francisco 49ers.

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Das mit dem Sport auch jede Menge Amerika nach Europa kommt, merkt man dann, wenn über der berühmten Einkaufsmeile Regent Street gigantische Banner hängen, die mit großen Worten titulieren: The NFL takes over Regent Street. Mit anderen Worten: Die Amis sind da. Und Good Old England hält erstmal inne.

Man merkt es dann, wenn sich der Trafalgar Square für ein paar Tage in Little America verwandelt. Dann, wenn die englische Kehle einmal nicht nach Ale schreit, sondern sich von riesigen Bannern leiten lässt, die in nicht minder riesigen Lettern auffordern „Grab some Buds“ – ein Budweiser also, das amerikanischste aller Biere.

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Man merkt es auch dann, wenn der ganze Platz gesäumt ist von breiten Männern in noch weiteren Football-Trikots, mit riesigen Ziffern auf dem Rücken und Basecaps so knallig wie Smarties. Und daneben zierliche Freundinnen, die in ihren viel zu großen Trikots nur so schwimmen.

Man merkt es dann, wenn die Schlange am Burgerstand dreimal so lang ist, wie die bei Fish and Chips. Dann, wenn sich erwachsene Männer für ein Autogramm eines Ex-NFL-Stars beinahe in die Haare bekommen und Bruce Springsteens stolze Stimme lauthals über den Platz grölt: „Born in the USA!“ und man sich unisono fragt, ob wir das nicht irgendwie alle sind.

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Die Partie des Tages lautet San Francisco 49ers gegen die Jacksonville Jaguars. Und auch wenn es komisch klingen mag: es handelt sich dabei um ein offizielles Ligaspiel. Nämlich ein Heimspiel für die Jaguars – mitten in London.

Auf dem Weg zum Stadion, und natürlich reden wir von keinem geringeren als dem altehrwürdigen Wembley Stadium, fällt eins sofort auf: Hier sind keineswegs nur Amerikaner unterwegs oder nur zugezogene Londoner. Nein, ganz Europa scheint an diesem Wochenende in der englischen Hauptstadt zu weilen.

Auch wird es kaum einen wundern, dass die Tube rappelvoll ist, die Merchandise Shops fast ausverkauft und die Burger und Hot Dogs heute besonders teuer. So ist das eben, an einem so besonderen Tag für echte europäische Football-Fans.

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Für mich war es das erste Spiel dieser Sportart, das ich live im Stadion erlebte. Und damit die ganze Wucht amerikanischer Sportevents. Veranstaltet von einer Nation, die bekannt ist dafür, auf besonders dicke Hose zu machen, egal ob im Film, in der Politik oder eben im Sport.

Und dann war man doch erstaunt darüber, was alles aufgefahren wurde. Nämlich dann, wenn der Live-Act vor Spielbeginn lautstarke Unterstützung von Pyrotechnik bekommt, dass das Stadion nur so bebt.
Dann wenn Union Flag und Stars and Stripes von keinen geringeren als dem 80-Mann starken US-Militär ins Stadion getragen und ausgerollt werden, so groß wie halbe Fußballfelder und begleitet von Fanfaren.
Dann, wenn die Hymnen beider Länder mit solcher Inbrunst vorgetragen werden, dass sich 90.000 Zuschauer wie aus dem Affekt von den Klappstühlen erheben, die Hand an der Brust und voller Pathos mitmurmelnd.
Wieso hat die deutsche Fahne eigentlich keinen eigenen Namen? Und seit wann gibt es 100 Cheerleader auf einmal auf dem Platz?

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Fast hatte man den Eindruck, das Spiel müsse zwangsläufig zur Nebensache werden. Und doch wurde es gut und spannend. Ganze drei Stunden lang bewiesen die 49ers ihre fast durchgehend deutliche Überlegenheit und feierten mit 42-10 schließlich einen verdienten Auswärtssieg. Nicht zuletzt dank ihres überlegenen Quarterbacks Colin Kaepernick, dessen Name besonders häufig auf den Rücken der Fans zu lesen war.

Vielleicht mag es an der Sportart liegen oder allgemein am amerikanischen Wesen, aber irgendwie werde ich nach diesem ausgiebigen Football-Wochenende das Gefühl nicht los, dass das mehr war, als einfach nur Sport. Ja, ich würde sogar soweit gehen, dass man nach diesen zwei Tagen aus London zurückkehrt, wie von einem Wochenendtrip in die Vereinigten Staaten. Nach einer Schnellinfusion in Sachen Entertainment, die dem sportverwöhnten Europa vielleicht mal ganz gut tut.

Warst du mal bei einem NFL Spiel? Welche Tipps und Anekdotiques hast du? Schreib einen Kommentar!

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  1. herr stiller says:

    Ah, du hattest also Plätze fast genau gegenüber. 🙂 Schöne Bilder. Freu mich auf 2014 mit Nina! 😉

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