Das Abenteuer Costa Rica und die Suche nach dem Pura Vida
„Pura Vida!“ ruft mir Pedro lautstark entgegen und die dazu freudig aufgerissenen Augen tun den Rest. Kennen wir uns? Mein Abholer am Flughafen San José erinnert mich augenblicklich an Balu, den Bären, so voller Lebenslust poltern die Worte aus seinem breiten Mund. Ok, dann also gute Laune. Krieg ich hin. Auf ins Abenteuer Costa Rica!
Gute Laune steht mir normalerweise recht gut. Außer nach 40 Stunden Anreise und drei Langstreckenflügen inklusive einem Nachtflug der wegen eines Vulkanausbruchs in Costa Rica abgebrochen und wieder nach New York zurückgeleitet wird. Meinen Zustand bei Ankunft im morgendlichen San José ist kaum in Worte zu fassen, was wohl auch nicht nötig ist, denn meine Augenringe sprechen sicher für sich.
Wir steigen in einen Toyota Pick-Up und fahren los. „Pura Vida!“ schreit es mir wieder entgegen, diesmal von einem riesigen Billboard. „Welcome to Costa Rica!“ Das muss wohl der Werbeslogan des Landes sein, schießt es mir durch den Kopf, einer positiver Grundstimmung ist ja auch nichts entgegenzusetzen. Aber wieso begrüßt mich Pedro mit einem Werbeslogan? Und was heißt das eigentlich, Pura Vida?
Wie sich in den kommenden sechs Tagen meiner Reise herausstellt, bedeutet die Redewendung alles und nichts. Sie steht nicht nur als Begrüßungsformel, mit der mich Einheimische Willkommen heißen, sondern für neugierige Kinder, die den langen, weißen Mann mit großen Augen von unten nach oben abtasten. Sie steht für den Start in den erlebnisreichen Tag und den Beginn einer schlaflosen Nacht. Sie steht für Umarmungen und Verkaufsabschlüsse, für Ankömmlinge und Abreisende. Für Liebende und Labende. Für ein Lächeln. Für die Hoffnung. Für Emotionen. Für das pure Leben eben.
Wenn das Pura Vida eines nicht ist, dann langweilig. Denn das wird es Besuchern Costa Ricas auf gar keinen Fall. Dazu steckt das kleine Land einfach zu sehr voller Adrenalin, voller Unternehmungen, voller Abenteuer, dass es schwer ist, eine ruhige Minute zu finden.
Farne groß wie Palmen und Wälder voller Schmetterlinge: Costa Rica ist Natur pur
Pura Vida ist ein Dschungel, der grüner nicht sein könnte, Bäume voller Schmetterlinge und die Luft zerrissen von den Freudenschreien knallbunter Vögel und Papageien. Pura Vida ist, wenn es sich der Bilderbuch-Tukan einfach so auf deinem Arm gemütlich macht ohne Anstalten zu machen, da je wieder abzuhauen.
Von Tukan bis Wasserwall: Costa Rica steckt voller Abenteuer
Pura Vida, das sind riesige Wasserfälle, so versteckt und einsam im Dickicht, dass man sofort geneigt ist nackt zu baden. (Hinweis: Ich konnte mich gerade noch zurückhalten.) Pura Vida, das sind ein dutzend Vulkane, von denen die meisten auch heute noch aktiv sind (siehe oben). Pura Vida, das sind Täler und Berge, die sich so harmonisch abwechseln, dass es einem bei der Autofahrt durchs Land nie langweilig wird aus dem Fenster zu stieren wie ein kleines Kind.
Abenteuer Costa Rica: An der Pazifikküste Costa Ricas reicht der Regenwald bis an den Ozean
Pura Vida, das sind zwei Ozeane zu beiden Seiten des Landes und die Möglichkeit in nur wenigen Stunden von einem zum anderen zu fahren, morgens in den Sonnenaufgang zu surfen, und abends dem -untergang entgegen. Pura Vida ist das unverschämt türkisfarbene Wasser der Karibik auf der einen und die wilden Wogen des Pazifik auf der anderen Seite.
Pura Vida sind Stunden voller Action und Abenteuer. Wenn du gemeinsam mit deinen Mitkämpfern versucht, die Kräfte des Rio Pacuare zu bändigen mit nichts anderem als einem Plastikpaddel.
White Water Rafting im Rio Pacuare und Surfen an der ungezähmten Pazifikküste Costa Ricas
Oder wenn du dich stundenlang durch die Schwüle und Mückenwolken des Urwaldes kämpfst, nur für diesen einen Ausblick. Oder wenn dir sonntags nichts anderes einfällt, als auf einem Pferd durch den Dschungel zu einem Wasserfall zu reiten. Pura Vida!
Sonntagsausflug: Auf dem Pferd durch den Dschungel zum Wasserfall.
Chasing Waterfalls: das ist das Abenteuer Costa Rica
Auch sehr pura vida ist der Dreh- und Angelpunkt des Landes: San José, ein Melting Pot zwischen Leben und Leben lassen, mit dem ewigen Verkehr als Pulsgeber und einem lautstarken Hin und Her in der Fußgängerzone. Und mit dem Marktgeschrei auf dem berühmten Mercado Central, dem großen Shoppingparadies der Hauptstadt, der auch nach weit über Hundert Jahren nichts an Charme verloren hat.
Und für noch etwas steht Pura Vida: für die Costa Ricaner selbst – lebensfrohe Menschen, die gern früh aufstehen und lange wach bleiben, die fünf auch mal gerade sein lassen und ungeheuer stolz sind auf den großen Charme ihres kleinen Costa Ricas.
Der Mercado Central ist der älteste Markt der Hauptstadt San José
Was mich bei Ankunft noch verwirrte, formt sich langsam zu einem Bild. Die leere Worthülse wird zur Phrase, die Phrase zum Lebensmotto. Das Pura Vida ist Ausdruck des gemächlichen Lebensstil der „Ticos“, wie die Costa Ricaner gern genannt werden. Für sie scheint Zeit nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, dafür aber Freundschaft, Gemeinschaft und ein genüssliches Leben umso mehr. Ein Leben, in dem man die Momente des Glücks, ob klein oder groß, einfach mal genießt.
Sechs Tage haben ausgereicht, um voll einzutauchen in diese lebensbejahende Grundeinstellung – und ich bin mir sicher, ich hab sie auch ein stückweit mitgenommen. Gute Laune steht mir wieder recht gut dieser Tage. „Pura Vida!“ ruf ich meinem Tour Guide am Flughafen noch von weitem zu. Und ich glaube, ich klinge dabei ein bisschen wie Balu, der Bär.
Reiseliteratur? Meine Empfehlungen für Costa Rica:
Costa Rica ist ein klassisches Backpacker Ziel für das sich der Lonely Planet anbietet, der wieder ein gutes Round-Up liefert. Als gute Alternative hab ich den Reise Know-How empfunden: Wie immer sehr textlastig und damit vollgepackt mit guten Infos.
Mietwagen gesucht?
Es gibt diverse Anbieter wie das französische Startup TravelCar. Im Angebot sind nicht nur Mietwagen ab San José, sondern auch Parkplätze an vielen Flughäfen in über 60 Ländern, zum Beispiel am Flughafen Frankfurt-Main.
Offenlegung: Ich wurde von der Reisecommunity Minube und Visit Costa Rica – The Costa Rica Tourism Board zu dieser Reise eingeladen. Vielen Dank dafür! Alle Meinungen, Übertreibungen und schlechten Witze sind meine eigenen.
„Probier´s mal mit Gemütlichkeit“ – schön, dass du mich daran erinnerst! Ich sollte mal wieder ein Stück „Pura Vida“ essen. Hast du auch Hunger?
Unbedingt! Aber Obacht, dieses Pura Vida kann auch nach Bohnen mit Reis schmecken.
Hui, ich bin ja dezent neidisch! Ok, auf den übertrieben langen anstrengenden Flug vielleicht nicht, aber sonst klingt das echt nach ner traumhaften Reise. Ich mag die Bilder auch total und bekomme direkt wieder fernweh :O
Liebste Grüße.
Nicole
Lieben Dank Nicole! Na dann worauf wartest du?
Ich könnte auch was von dem Pur Vida gebrauchen. Habe schon viel gutes über Costa Rica gehört und steht definitiv auch auf meiner Bucketlist.
Hm, ich fand dieses „Pura Vida“ immer und überall ein wenig nervig und einen tollen Slogan für die unzähligen US-Touristen, die auf diesen Show Effekt stehen. Ja, Landschaft und Natur sind schön, aber für mich als Lateinamerika Fan ist es mir viel zu sehr auf die Bedürfnisse der Amerikaner zugeschnitten, alles wird in Show, Action etc verpackt. Es ist halt relativ sicher und ziemlich einfach zu bereisen und damit für Einsteiger, was Lateinamerika betrifft, wahrscheinlich als seine „Light-Version“ durchaus zu empfehlen. Für mich war Costa Rica jedenfalls das „least preferred country“ all meiner Lateinamerika-Erfahrungen – und von denen hab ich inzwischen einige.
So viele lateinamerikanische Länder hab ich noch nicht gesehen, aber ich glaub ich weiß, was du weißt. Costa Rica ist schon sehr amerikanisiert, inklusive dem Pura Vida. Costa Ricaner sprechen ihr Land auch englisch aus ist mir aufgefallen…
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