Palolem Beach in Goa – ein Traum aus alten Hippiezeiten
Feiern, faulenzen, fallenlassen. Seit Jahrzehnten suchen Aussteiger aus aller Welt in Indiens kleinstem und jüngsten Bundesstaat Goa nach Erleuchtung – oder zumindest nach einem kurzen inneren Aufflackern irgendwo zwischen Telko und Meeting. So haben an der mittleren Westküste des indischen Subkontinents nicht nur 450 Jahre portugiesische Kolonialherrschaft ihre Spuren hinterlassen, sondern vor allem auch die Hippies.
Während der besonders partyhungrige Teil der Generation Goa an vielen Stränden im Norden immer noch seine Füße im Takt der hämmernden Trancebeats in den Sand stampft, als wären seit der Hippiemania kaum ein paar Jahre vergangen, ist der Süden geradezu beschaulich – allen Stränden voran Palolem Beach.
Ein Ort, der immer noch so verschlafen wirkt wie in den 60ern, als der Norden ein legendärer Hippietreff und Palolem ein ruhiges Fischerdörfchen war. Ja, wenn Goa eine Postkarte wäre, Palolem wäre mit großer Wahrscheinlichkeit das allerschönste Motiv.
Kaum 60 Kilometer südlich von Panaji – der Hauptstadt Goas – entfernt, besteht Palolem Beach aus einer gut eineinhalb Kilometer langen, herrlich weiten und flach abfallenden Halbmondbucht, die gesäumt ist von hochgewachsenen Kokospalmen, welche sich malerisch über die Bucht senken – und von einfachen, bunten Hütten, die auf teils sehr hohen Stelzen direkt am Strand stehen. Ein Ort also, an dem Meerblick inbegriffen ist – und schon nach wenigen Tagen Aufenthalt auch kaum mehr wegzudenken.
Die Beach Huts hier sind recht einfach gebaut, aus Palmblättern und Bambus, das Wasser ist nicht immer warm und die Moskitonetze sind obligatorisch. Ein Standard, an den sich der Reisende aber schneller gewöhnt, als er denken mag. Und während ihn die Tiere des Waldes im rhythmischen Zirpen und Summen in den Schlaf wiegen, wird er morgens vom seichten Meeresrauschen geweckt, bei dem es einem fast so vorkommt, als würde das Wasser direkt bis ans Ohr plätschern.
Wer es noch günstiger mag, findet preiswertere, aber nicht minder einfach erbaute und spärlich eingerichtete Hütten auch in zweiter und dritter Reihe.
Bei allen Übernachtungsmöglichkeiten muss jedoch gesagt werden, dass sie in den seltensten Fällen online buchbar sind. Die Menschen eines Landes, das nahezu die komplette Telefonkommunikation der USA bündelt, mögen es eben, wenn man bei Interesse einfach zum Telefon greift oder noch besser: gleich persönlich vorbei kommt. Dabei zieht auch der Reisende daraus einen nicht minder relevanten Vorteil, da er sich jede Bleibe vorher mit eigenen Augen ansehen kann, bevor er sich für eine entscheidet. Vor allem für Reisende mit Kindern ein großer Vorteil.
Unter den Stränden des Küstenstaates hebt sich Palolem nicht nur als besonders backpacker-, sondern auch als erstaunlich familienfreundlich hervor. Das liegt vor allem an der flach abfallenden Bucht, aber auch an den überaus netten Einheimischen und am vielseitigen Essen Goas.
Und überhaupt, das Essen! Goa’s kulinarische Traditionen verbinden vor allem drei Dinge: Reis, Curry und Fisch. Das beginnt am späten Nachmittag, wenn der Strand gesäumt ist von liebevoll bemalten, alten Fischerbooten mit dem Fang des Tages – und findet seinen Höhepunkt sobald es dunkel ist. Nämlich dann, wenn das fangfrische Seafood auf kleinen Tischen direkt am Strand aufgebahrt wird: vom Kingfish, über Krabben, Garnelen und Hummer bis hin zu Tintenfischen und Austern.
Einzige Aufgabe des hungrigen Urlaubers ist es dann, von Tisch zu Tisch und von Strandrestaurant zu Strandrestaurant zu spazieren und einfach auszuwählen, auf was er am meisten Appetit hat. Das dann auserkorene Meeresgetier wird sofort frisch zubereitet – und zwar direkt vor seinen Augen.
Das Allerbeste aber ist, dass man es auch gleich an Ort und Stelle verzehren kann. Denn sobald die Sonne glühend-rot hinter dem arabischen Meer versunken ist, verwandelt sich der gesamte Küstenabschnitt in ein einziges, großes Candle-Light-Dinner: mit liebevoll gedeckten Tischen im Sand, mit Kerzenlicht und Fackeln, die einem den Weg leuchten. Viel romantischer geht es wohl nicht.
Doch auch abseits vom Fisch & Co hat die goanische Küche allerhand zu bieten, um jegliche Geschmacksnerven zum Leben zu erwecken. Vom roten Tandoori Chicken, über jegliche Curry-Mischungen und besonders scharfes Vindaloo bis hin zu frisch gebackenem Naan-Brot – oder für die Knoblauchliebhaber unter uns: Garlic Butter Naan.
Ein besonderer Tipp für den Sundowner ist eine am Nordende der Bucht auf einem Felsen gelegene Strandbar, die nur nachmittags bei Ebbe zu erreichen ist. Von hier hat man nicht nur die beste Sicht auf die langsam untergehende Sonne, sondern auch die Möglichkeit, seinen Gelüsten nach womöglich jeder Art von Drogen nachzugehen. Wer sich von der etwas abstrusen Ansammlung von Hobbykiffern und Hardcore-Hippies nicht ablenken lässt, kann hier getrost ein eiskaltes Kingfisher genießen, den Blick über die Bucht schweifen lassen und zu den rhythmischen Klängen aus den Lautsprecherboxen in eine angenehme Trance verfallen. Das ist er also, der besondere Ruf, der Goa vorauseilt.
Zurück muss man allerdings zeitig, weil die drohende Flut sonst den Zugang zu den Felsen überflutet. Wer also zu lange in seiner Trance verharrt, wird entweder klitschnass oder hat notgedrungen eine neue Übernachtungsgelegenheit gefunden – und vermutlich ein paar gleichgesinnte neue Freunde.
Ebenso zu empfehlen ist ein Ausflug auf die kleine, der Bucht vorgelagerte, bewaldete Gezeiteninsel namens Canacona Island – von den Einheimischen auch recht treffend Green Island genannt. Für einen Jungle Walk sollte man sich allerdings den Weg, den man nach oben auf die Felsenklippe nimmt, gut merken, sonst läuft man leicht Gefahr, sich zu verlaufen.
Es ist das angenehme Dahinplätschern des Lebens hier in Palolem Beach, was diesen Ort so zauberhaft macht. Sollte es einem wider Erwarten doch langweilig werden, kann man sich für wenige Euro am Tag ein Moped leihen, um die nahegelegenen Strände von Agonda, Patnem oder Colom zu erkunden. Dann geht es durch den Dschungel hindurch, an saftig grünen Palmen und freudig winkenden Kindern am Straßenrand vorbei durch die angenehm verwunschene Gegend, die Goa ist und hoffentlich auch immer bleiben wird.
HARD FACTS:
Wo: Palolem, Goa, Indien
Beste Reisezeit: von Anfang November bis Ende März mit Temperaturen um 30 Grad und geringer Luftfeuchtigkeit. Zwischen Juni und September ist Monsun und vieles hat geschlossen.
Kosten für eine Hütte am Strand: ca. +/- 800 Rupien pro Nacht.
Anreise per Zug: bis zum Margao Railway Station, 43 km entfernt. Von dort mit Minibus bis Palolem Beach.
Anreise per Flugzeug: Dabolim Airport, etwa 67 km entfernt. Z.B. mit Condor ab Deutschland oder GoAir ab Mumbai und anderen indischen Flughäfen. Von dort mit Minibus oder Prepaid-Taxi nach Palolem.
PERSÖNLICHER ÜBERNACHTUNGS- UND ESSENSTIPP:
Fernandes Wooden Cottages
Schöne und gepflegte Hütten, eines der besten Restaurants und Frühstücksmöglichkeiten am Strand (jeder Tisch hat eine eigene Bodum French Press!)
HINWEIS:
Dieser Artikel nimmt an der Blogparade Die schönsten Strände Südostasiens teil. Jaja, ich weiß, Goa ist ziemlich weit westlich dafür. Aber der liebe Stefan von faszination-suedostasien.de war so nett, Indien auch gelten zu lassen. Danke noch mal für die Einladung.
Ein sehr schöner Bericht, der mich an meinen Besuch vor etwa zehn Jahren erinnert. Deinen Bildern nach zu schliessen, hat sich seither dort nicht viel verändert – und das ist auch gut so.
Ebenfalls sehr gut gefiel mir das etwas nördlicher gelegene Anjuna, weil man dort stärker in ein indisches Dorf integriert war als in Palolem. Aber letztlich fand ich beide Orte super.
Hey Oli! Freut mich, dass es dir gefällt. Ich denke auch, dass sich in Goa im Vergleich zu anderen Orten in Asien alles recht langsam verändert. Das spürt man irgendwie auch vor Ort. Und das ist ein ganz gutes Gefühl finde ich. Nach Anjuna hab ich es leider nicht geschafft. Aber ich war bestimmt nicht zum letzen Mal dort.
Nice picts! I can’t wait to go this summer 🙂
Do it! It’s really worth it. I need to go back there myself!
Hach…Goa! Will ich spätestens seit meinem Chef der aus Goa kommt, unbedingt mal hin. Leider vergeht mir Indien wegen all der Vorkommnisse in Bezug auf Frauen in letzter Zeit ein bisschen. Meinste das ist auch kindertauglich? LG, Nadine
Hi Nadine, deine Bedenken kann ich gut nachvollziehen. Vorkommnisse in Bezug auf Frauen, und sei es auch „nur“ unangenehmes Anstarren und fotografiert werden, hab ich in anderen Teilen des Landes schon mitbekommen – in Goa aber kaum. Weil die Einheimischen dort wohl wissen, was sie am Tourismus haben. Und gerade Palolem war voll von Familien, auch mit richtig kleinen Kindern.
Hallo,
Ich war letztes Jahr in Goa über Wiehnachen und Sylvester in Goa. Den Urlaub haben wir wirklich sehr genossen. Man kann alles von Entspannung bis ein bisschen Party erleben und genießen. Ich vermisse jetzt schon die abendlichen Spaziergänge nach Ashwem um dort ein wenig über den Markt zu bummeln. Wenn man mal zwischendurch ein französisches Frühstück haben will kann ich das La Plage French in Morjim wirklich empfehlen. Dort kann man natürlich auch am Abend vorzüglich essen.
Ich kann es kaum erwarten nächstes Sylvester wieder nach Goa zu fliegen!
Beste Grüße
Eule
Oh danke für den Frühstücks-Tipp! Werde ich bei der nächsten Reise nach Goa mal ausprobieren.
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