Kleinwalsertal: Die schönste Sackgasse der Welt
Ist das Kleinwalsertal eigentlich klein? Ist es überhaupt ein Tal? Liegt es in Österreich oder in Deutschland? Und wie komm ich da überhaupt hin? Fragen über Fragen.
Eins ist aber sicher: Das Kleinwalsertal ist die schönste Sackgasse der Welt. Beweise? Wer braucht Beweise, wenn es Fotos gibt.
Raus aus der Stadt, rein in die Natur
Zunächst einmal: das Kleinwalsertal ist keineswegs klein. Es ist sogar ziemlich groß. Es liegt auch nicht in Deutschland, sondern im österreichischen Vorarlberg. Das Witzige aber ist, dass das Tal nur auf einer einzigen Straße von Deutschland aus zu erreichen ist, genauer gesagt von der Nachbargemeinde Oberstdorf in Bayern.
Somit ist das Kleinwalsertal nicht nur eine sog. funktionale Enklave, sondern auch eine Sackgasse. Aber dafür eine sehr hübsche.
Von München nur etwa zwei Autofahrstunden entfernt, ist die Region besonders für Süddeutsche das perfekte Sommer-Schlupfloch: für alle, die mal raus müssen aus der Hitze und für alle die sich so richtig auspowern oder richtig ausruhen wollen.
Wie sang Peter Licht einst so treffend? „Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck.“
Klein aber oho – nämlich über 124 Pistenkilometer
Was mir bisher vorenthalten blieb: der Winter im Kleinwalsertal. Wenn man allen Hörensagen und dem vielversprechenden Anblick der im Sommer größtenteils ruhenden Lift- und Gondelanlagen Glauben schenken darf, dann steppt hier auch im Winter der Eisbär.
Warst du schonmal in den Wintermonaten dort? Ich für meinen Teil würde es liebend gerne einmal ausprobieren, das Skifahren im Kleinwalsertal.
Alles im grünen Bereich
So weiß das Kleinwalsertal im Winter auch sein mag, so saftig grün ist die Region im Sommer: Grün mit zotteligen Kühen darauf, Grün mit knallbunten Blumen, Grün mit Schmetterlingen, Grün mit Bienen, Grün mit Piepen und Summen und Zirpen… Wenn der Sommer irgendwo ein Zuhause hat, dann ganz sicher hier.
Das Kleinwalsertal hat was zu erzählen
Das Kleinwalsertal kann auf über 700 Jahre Besiedelungsgeschichte zurückblicken – fast so viel wie dieser urige Holztisch in der Alpe Widderstein hoch oben auf dem Berg. Der ist, so sagt man sich, über 400 Jahre alt. Er hat also richtig was zu erzählen. So wie anscheinend alle, die in den vergangenen Jahrhunderten an ihm gesessen haben und sich derweil in ihm verewigt haben.
Hach, ich mag sowas ja. Sollte er dort oben mal nicht mehr gebraucht werden, ich nehme ihn gerne für die nächsten, na, sagen wir, 60 Jahre.
Brotzeit ist die schönste Zeit
Brotzeit! Am liebsten immer und überall. Am schönsten aber erst dann, wenn man sie sich verdient hat. So wie nach dem Aufstieg zur Alpe Widderstein. Mit Käse und Wurst und Speck und Semmeln, mit selbst gemachter Butter, frischgezapfter Milch und natürlich alles stets mit jeder Menge Liebe gemacht. Ach, kann nicht immer Brotzeit sein?
Als wäre das Walser Essen nicht immer und überall zum Dahinschmelzen, finden jedes Jahr zu Beginn der Wandersaison die Walser GenussTage statt, in denen sich alles rund ums Thema…, richtig, Genuss dreht. Ob auf dem GenussMarkt in Hirschegg, auf den GenussHütten auf dem Berg (z.B. der Alpe Melköde) oder in bei der Musikalische Wanderung der Trachtenkapelle Riezlern.
Musik in Deinen Ohren
Apropos Musik: Stell Dir vor, wie du nach einem anstrengenden Aufstieg hoch oben auf dem Berg an Bärgunthütte sitzt und dein Radler, deine frische Kuhmilch oder deine frisch aufgeschnittene Brotzeit genießt.
Als wäre das nicht schon mehr, was man sich in diesem Moment je wünschen könnte, beginnt neben dir ein Herr, eines vermutlich etwas älteren Jahrganges, damit, auf einer vermutlich ebenso etwas älteren Zither zu spielen. Voller Hingabe, als hätte er sein ganzes Leben nichts anderes getan. So perfekt klingt es und so perfekt fügen sich die Klänge in diesen einen Moment.
These boots are made for walking
Ob gemütlicher Spaziergang oder ausgedehnte Tageswanderung, das Kleinwalsertal dürfte für Wanderleut jeden Alters die richtigen Wanderwege parat haben. Vor allem zu den hohen Gipfeln wie dem Großen Widderstein (2.536 Meter), der Kanzelwand (2.058 Meter) oder dem Hohen Ifen (2.229 Meter).
Auf auf, der Berg ruft!
Wandern und Skifahren kann ja jeder. Wie wär’s mit Mountainbiken? Ok, ich gebe zu, ich bin nicht unbedingt der geborene Alpin-Sportler, mit dem Bike den Berg runter zu brettern macht dann aber doch einen Heidenspaß – und entschädigt für den anstrengenden Aufstieg. (Pssst… es gibt auch E-Mountainbikes… super Erfindung übrigens!)
Outdoor ist in
Ach, du kannst auch nach dem Mountainbiken noch laufen? Dann probier’s doch mal mit Alpinklettern auf einem der drei Klettersteige Walsersteig , Mindelheimer Klettersteig oder für Geübte: der 2-Länder-Klettersteig. Wenn du da mal in den Seilen hängst, schaust du wenigstens auf zwei Länder gleichzeitig.
Gipfelfieber!
Das schönste am Wandern? Das Ankommen. Nicht zurück in der Pension, wo du deine geschundenen Füße endlich aus den klobigen Wanderschuhen entlässt (was auch ganz schön ist), sondern oben auf dem Gipfel. Wie diesem hier: dem Gipfel der Kanzelwand. Wer es bis hier her schafft, hat sich sowohl den Ausblick redlich verdient, als auch die Brotzeit, die du vermutlich seit Stunden mit dir herum trägst (siehe oben). Glaub mir, hier oben schmeckt der Landjäger eh zehn Mal besser, als irgendwo anders.
Natur so weit das Auge reicht
Deine Atmung wird geregelter, dein Selbstwertgefühl steigt mit jedem Höhenmeter. Und dann bist du oben und denkst: Das ist es! Ja, so muss sich Reinhold Messner am Mount Everest gefühlt haben. Du setzt dich an den Sockel des massiven Gipfelkreuzes, das dir doch eben noch so riesig erschien und lässt deinen Blick auf diese Landschaft schweifen. Und rüber nach Bayern, denn direkt am Gipfel befindet sich die Grenze zwischen Deutschland und Österreich.
Kuh-Selfies!
Wo Berge sind, sind meist auch Kühe, ist klar. Die hier posieren aber schon ziemlich professionell vor der Kamera, findest du nicht? Zum Beispiel für ein gescheiten Kuh-Selfie. Was? Hast du noch nie gemacht? Wie uncool.
Das Auenland in Österreich?
Grüne Gipfel, blauer See. Kamera raus. Klick. Fertig. Natürlich sind solche Anblicke in den Alpen nicht unbedingt überraschend, in solcher Perfektion wie im Kleinwalsertal dann aber doch jedes Mal wieder atemberaubend. Oder was meinst du?
Innovation anno dazumal
So schlicht und doch so hübsch: Blumen im Kübel. Dekoration der Praktikabilität halber. So einfach kann Design sein.
Eindeutig einladende Gasthöfe
Urgemütliche, super organisierte und größtenteils familiär geführte Gasthöfe und Pensionen gibt es im hier zuhauf. So wie der Alpengasthof Hörnlepass in dem ich bei meinem Aufenthalt nächtigen durfte. Und speisen. Und den Ausblick genießen. Und freudetrunken durch den riesigen Kräutergarten wandeln.
Leontopodium weit und breit!
Leontopodium? Oder in anderen Worten: Edelweiß! Ja Edelweiß, wie könnt ich Dich hier vergessen. So unverkennbar, so typisch und doch so rar. Erblickt man dich dann doch plötzlich auf einer Wanderung, irgendwo dort oben, wo die Luft schon dünner wird, dann freut man sich, wie ein kleines Kind. Also ich zumindest. Jedes Mal.
Reinste Beschaulichkeit
So beschaulich, wie der Marktplatz in Hirschegg auf dem obigen Foto kann also ein Stadtzentrum sein. Und das ist quasi der Stadtkern. Mehr Trubel geht also gar nicht. Und das Beste: Der Rest des Kleinwalsertals ist noch viel beschaulicher. Hier kennt sich vermutlich jeder persönlich. Hier ist man nicht nur per Du, sondern wahrscheinlich per Vorname.
Wo die Erna dem Heinz…
So wie hier zum Beispiel, auf dem Markt in Hirschegg. Wo die Erna dem Heinz die Trauben andreht. Nicht aus böser Absicht oder weil sie ihn abzocken will, sondern bestimmt weil sie genau weiß, was dem Heinz schmeckt. Schließlich kennen sie sich bestimmt seit zig Jahren. So läuft das halt im Kleinwalsertal.
Von der Bergkulisse wachgeküsst
Irgendwo blökt eine Ziege, ein Hahn kräht, angenehm frischer Wind bläst durch die Vorhänge zu deinem Balkon. Du öffnest die Augen, wankst schlaftrunken hinüber, und dann das!
So möchte ich immer geweckt werden: mit diesem Anblick, dieser Soundkulisse und diesen Gerüchten. Mal ehrlich, geht es irgendwie besser? Ich glaube kaum.
Wo das Leben so vor sich hin plätschert
Ein wenig hat man das Gefühl, im Kleinwalsertal plätschere das Leben so vor sich hin. So wie dieses Flüsschen. Soll nicht heißen, die Kleinwalsertaler wären nicht emsige Arbeiter. Irgendwer muss diese Idylle schließlich instand halten. Damit es so pittoresk bleibt wie es ist. Und damit wir ganz oft wiederkommen können.
Danke an Kleinwalsertal Tourismus für die Einladung und Christine vom Alpengasthof Hörnlepass für die formidable Unterkunft. Alle Meinungen sind – wie immer – meine eigenen.
Warst du mal im Kleinwalsertal? Welche Tipps und Anekdotiques hast du von dort? Schreib einen Kommentar!
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Mehr über das Kleinwalsertal? Gibt’s hier:
Elena Paschinger von Creativelena berichtet liebevoll über die Walser Genusstage: Genussreisetipps aus dem Kleinwalsertal
Auch Christina von City Sea Country hat viele tolle Eindrücke mitgebracht ausgiebig: Genusstage im Kleinwalsertal.
Lea von Escape Town bietet euch einen kompakten Mini-Guide Kleinwalsertal im Sommer.
Und die Eindrücke von Monika und Petar von Travel World Online Traveller findest du hier: Lust auf Genuss im Kleinwalsertal – Die Walser Genusstage
Schöner kann man die schönste aller Sackgassen nicht beschreiben!
Lieben Dank Marianne! Freut mich, dass dir meine Beschreibungen so gefallen.
Auch das Kuh-selfie ist außerordentlich kuuuuhl! 😉
Wunderhübsche Bilder Mister. Und geschrieben sowieso.
Da fällt mir ein .. ich muss mal wieder snowboarden.
Bis auf hoffentlich bald irgendwann mal wieder … so live und in Farbe.
Oh danke für die Blumen Jessie! Und hoffentlich bis bald! (Vielleicht beim boarden?)
Ziemlich dick aufgetragen, mit Auenland und so!!! Es ist schon schön, aber lassen wir mal die Kirche im Dorf.
Da sind wohl die Emotionen mit mir durchgegangen… 🙂
Love it – can we have it in English please so all my English speaking friends can read it 🙂
My husband is from Kleinwalsertal and I’d love to share this with my english speaking friends… Thanks and keep up the good work!
Thanks so much for that lovely comment! Of course, I will translate the article into English as fast as possible to provide it also to all my English readers. Nobody should miss the Kleinwalsertal 🙂 Greetings to your husband!
Wow! Really beautiful pics. The first pic is exactly how I pictured the alps as described by Johanna Spyri in the children’s book Heidi.
Yes Shenaz, I totally know what you mean. Heidi was also one of my best children’s stories, that I always have in mind when in the Alps – although the story is settled in Switzerland, this looks pretty much like it!
Durch die Das Höchste-Facebookseite hab ich deinen Bericht gefunden und möchte mich bedanken: Dank dir weiß ich nun, wie es in meinem allerliebsten Lieblings-Snowboard-Gebiet im Sommer aussieht!!! Seit vielen, vielen Jahren bin ich jedes Jahr einmal dort. In der weltbesten Sackgasse. Weils einfach so schön, so vielseitig und – auch im Winter – so beschaulich ist! Ich mag gar nicht jedem empfehlen, dort im Winter hinzukommen, denn es ist einfach nicht so viel los wie in alle den namhaften Skigebieten der Alpen. Das KWT hat meist keiner auf dem Schirm, mir solls recht sein! Die verschiedenen Skigebiete bieten wahrlich für jeden was. Ich bin ein großer Fan des Ifen – da isses besonders ruhig, dank der uralten Liftanlagen. Und ich habe mir nun fest vorgenommen, nächstes Jahr AUCH im Sommer mal reinzuschaun! Danke für deinen Bericht!!!
Super, dank deinen Beschreibungen hab ich jetzt noch mehr Lust, das Kleinwalsertal auch mal im Winter zu besuchen. Sag mir bescheid, wie es dir im Sommer gefällt!
Was für schöne Fotos 🙂 Ich war vor zwei Jahren zuletzt im Kleinwalsertal und habe mich gleich in die schöne Landschaft verliebt.
Viele Grüße
Stephie
Das kann ich sehr gut verstehen Stephie! Muss auch mal unbedingt wieder hin. Viele Grüße zurück!
Versteh ich total Stephie… Liebe Grüße zurück!
Lieber Clemens
Da ich mich gerade auf eine kleine Recherchereise ins Kleinwalsertal vorbereite, bin ich über deinen Blog gestolpert – toller Beitrag (vor allem das Kuh-Selfie ist echt klasse 🙂 ). Kannst du mir vielleicht sagen, wo das schöne Bergsee-Bild unter deiner Überschrift „Das Auenland in Österreich?“ entstanden ist? Ich muss da hin! 🙂
Danke dir schon jetzt und liebe Grüsse
Franzy
Hi Franzy, das freut mich. Ja, das Kleinwalsertal ist wirklich sehr schön. Der kleine See befindet sich auf der Kanzelwand. Gute Reise dir!
Moin Clemens,
herzlichen Dank für Deine schönen Fotos und Infos über das schönste Tal der WELT.
Der Bürgermeister ANDI sollte Dich sofort zum TourismusDIREKTOR machen!!
Danke Jürgen! Das klingt gut, sollte ich dem Bürgermeister vom Kleinwalsertal wohl mal vorschlagen.
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