Wadi Rum in Jordanien: Gefangen im Moment
Niemand spricht. Stille. Nur der Wind und der Beduine vor mir, sein Kamel an der Leine langsam vor sich hin trottend. Ich bin komplett gefangen im Moment, beim Sonnenuntergang im Wadi Rum in Jordanien, der berühmtesten Wüste des haschemitischen Königreichs.
Zugegeben, Sonnenuntergänge haben oft etwas sehr Theatralisches – und im Wadi Rum in Jordanien wohl ihren Meister gefunden. Ich sitze hoch oben auf dem Felsen, meine Augen gleiten über die weitläufige Ebene und in mir macht sich eine ungewohnte Ruhe breit. Ja, ich kann förmlich spüren, wie mein Atem langsamer wird, meine Gedanken einspurig und ich voll fokussiert bin auf diesen einen Moment.
„If you think Jordan is amazing, wait for the sunset!“ hatte Ayman in seiner süffisanten Art gesagt, nachdem wir nach einem langen Wüstentag längst im Desert-Feeling angekommen waren, inklusive vollkommen ausgetrockneter Kehle und gut sonnengegerbter Stirn. Doch er hatte nicht zu viel versprochen. Ayman, das ist unser Guide in Jordanien. Er ist Anfang 50 und Feuer und Flamme für sein Land. Bei diesem Anblick fällt das auch nicht schwer zu verstehen.
Autos klein wie Ameisen: Wadi Rum ist Wüste so weit das Auge reicht
Eine Tour im 74.000 Hektar großen Naturreservat Wadi Rum in Jordanien ist die volle Packung Wüsten-Abenteuer. Meines beginnt mit einer holprigen Jeeptour, nicht etwa vorn im Fahrerhäuschen, sondern hinten auf der Ladefläche, wo es deutlich holpriger zugeht. Aber macht mir nichts, die blauen Flecken gehören hier bestimmt zum Erlebnis.
Während mir die mittägliche April-Sonne auf den Kopf knallt, rast Rajid, der stolze Jeep-Besitzer, durchs Tal, als wolle er uns zeigen, was für ein ausgezeichneter Fahrer er ist. Die Erschütterungen, die meinen ganzen Körper durchdringen lassen mich daran allerdings noch zweifeln. Schwarze Granit-Berge und bizarre Sandstein-Formationen ziehen an uns vorbei wie eine alte Dia-Show. Fast fühle ich mich an eine Mondlandschaft erinnert, oder zumindest an das, was ich mir gemeinhin darunter vorstelle.
Auf dem Pick-Up brettern wir durch die das surreale Wadi Rum in Jordanien
Wadi Rum in Jordanien: Karge Felsformationen am Horizont
Wadi Rum Jordanien: rostrote Sanddünen durchzogen von Windverwehungen
Der Fahrer stoppt abrupt an den Ausläufern einer rostroten Sanddüne, wo wir uns mühsam hinauf quälen. Alles nur für dieses eine Foto. Das ist es aber wert, wie sich herausstellt.
Während sich mein Blick auf den rissigen Silhouetten der Berge verliert, surreal aufgestellt wie eine alte Filmkulisse, pustet mir der lauwarme Südwind feinsten Sand durchs Haar. Aber das ist mir egal. Die Standhaftigkeit von Frisuren spielt in Wüsten vermutlich eine eher geringfügige Rolle.
Bizarre Steinformationen in rotem Sand: das Wadi Rum Jordanien ist eine der eindrucksvollsten Wüsten
Keine halbe Stunde später sitze ich oben auf besagtem Felsen, wo uns Ayman für den Sonnenuntergang hingeführt hat. Während sich die Sonne für ihren letzten großen Auftritt bereit macht, wird sie mit jedem Millimeter, der sie ihre Rundungen hinter die kargen Bergstrukturen am Horizont schiebt, mit jeder Sekunde, erst immer gelber, dann orange, später rot und röter. Wäre der Sonnenuntergang in Wadi Rum ein Kinofilm, man könne ihn getrost als Schnulze bezeichnen.
Wadi Rum in Jordanien: ein Sonnenuntergang wie gemalt
Während ich da so sitze, fällt mir ein Name wieder ein, der im Laufe des Tages einige Male gefallen ist: Thomas Edward Lawrence, besser bekannt als Lawrence von Arabien. Er sollte hier die Araber im Ersten Weltkrieg zum Aufstand gegen die Türken aufstacheln. Der britische Leutnant, der fließend Arabisch sprach, führte die Revolte der heimischen Beduinen gegen die Hedschasbahn und die türkischen Truppen sogar selbst an – nicht etwa in britischer Uniform, sondern kurzerhand mit Kopftuch und im arabischen Gewand, bewaffnet mit einem arabischen Krummsäbel. Ganz schön impulsiv, dieser Lawrence.
Das Wadi Rum, seine neue Heimat beschrieb der Vagabund in seinen Tagebüchern übrigens einmal als „weitläufige, einsame und gottähnliche“ Gegend. Ich weiß leider nicht, zu welcher Tageszeit er sich diese Notiz einst machte, aber es könnte durchaus beim Sonnenuntergang gewesen sein.
Reiseliteratur? Meine Empfehlungen für Jordanien:
Der Lonely Planet… Was soll ich sagen. Bei Jordanien ist er einfach mal wieder der praktischste Reiseführer auf dem Markt. Wer tiefer hinein will in die Materie (und ja, macht Spaß) dem empfehle ich Die sieben Säulen der Weisheit von Mr. T.E. Lawrence.
Mehr über Jordanien? Hier lang: Jordanien, die Wundertüte der Arabischen Welt.
Offenlegung: Ich wurde vom Jordan Tourism Board zu dieser Reise nach Jordanien eingeladen. Vielen Dank dafür! Alle Meinungen, Übertreibungen und schlechten Witze sind meine eigenen.
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