Südtirol Unplugged: Ein Digital Detox Selbstversuch auf 2.040 Metern Höhe | Teil 1

Abkapseln, abschalten, einfach mal offline gehen. Ich hab es ausprobiert, das Digitale Entgiften. An einem Ort, der dafür geeigneter nicht sein könnte: den Dolomiten in Südtirol. Ein Digital Detox Selbstversuch auf 2.040 Metern Höhe, Teil 1.

Digital Detox in Südtirol

Hinweis: Alle hier verwendeten Fotos wurden mit analogen Kameras aufgenommen, entweder einer Diana F+ Lomography-Kamera oder Paradies Einwegkameras ISO 400 von dm-drogerie markt.

Digital Detox und die Suche nach der „Welt Unplugged“

Die Idee, in die Berge zu fahren, kam mir im Krankenhaus zwei Tage nach meiner Lungen-OP. Die Details erspar ich euch. Ich lag auf dem Krankenhausbett, drei Drainagen steckten in meinem Brustkorb, der Akku meines Handys war leer vor lauter Surfen. Und irgendwie war es auch der meine.

Ich war es satt, ständig online und erreichbar zu sein, per Computer, Handy und Co. Auf WhatsApp poppt eine Nachricht auf, fünf neue Mails wollen gelesen werden und Facebook hat auch noch weltbewegende Neuigkeiten für mich. Vom Grundschüler bis zum Geschäftsmann sind heute viele permanent online. Angeblich verbringen wir ganze 12 Stunden am Tag mit digitalem Medienkonsum.

Nicht mal der Urlaub ist den meisten heute heilig. Auch auf Reisen wird gepostet was das Zeug hält, schließlich will man den Freunden zu Hause ja zeigen, wie verdammt gut man es sich gerade gehen lässt.

„Eine Entgiftungskur für den gestressten Homo Digitalis.“

Eine digitale Entgiftung hätte womöglich jeder zweite einmal nötig. Digital Detox heißt dieser Trend im Englischen, der aus den USA herüberschwappt und aus Managern wieder hilflose Kinder macht, die ohne ihren Blackberry und GoogleMaps wohl nicht mal mehr nach Hause finden würden.

Die Abstinenz von Digitalem kann auf viele Wege heraufbeschwört werden, aber es muss gleich ein Krankenhausaufenthalt sein? Ich wollte es auf eine bessere Art ausprobieren. Und prompt wusste ich auch, wo. Nämlich dort, wo Smartphones ihren Sinn verlieren, weil man zu weit weg ist von der Großstadt, zu weit weg vom nächsten Handymast, der nächsten Telko, E-Mail, Push-Benachrichtigung.
Genauer gesagt fast 1.000 Kilometer weit weg von meinem Wohnsitz Hamburg und damit von LTE, 3G, G und E: Ins Grödnertal nach Südtirol sollte meine nächste Reise gehen. Nämlich auf eine Schutzhütte im Naturpark Puez-Geisler auf über 2.000 Meter.

Digital Detox in Südtirol in der Regensburgerhütte in Gröden

Digital Detox in Südtirol mit dem Langkofel im Hintergrund

Digital Detox in Südtirol beginnt bei Plose Wasser in Brixen
Wiedersehen mit dem Lieblingswasser meiner Kindheit: Plose Mineralwasser aus Brixen.

Sollte das also heißen, dass gerade ich als Reiseblogger fast eine Woche nicht bloggen, posten und tweeten kann, weil ich kein Internet habe? Das wäre ja, als nehme man einem Maler den Pinsel weg. Aber genau das tat ich, ich nahm mir den Pinsel weg. Denn es sollte meine Reise werden, meine Suche zur mir selbst, meine (Wieder-)Entdeckung der Langsamkeit.
Also herrschte fünf volle Tage lang auf allen meinen Social Media Kanälen Funkstille – außer auf Facebook, wo ich gelegentliche Postings vorab eingestellt hatte, um mich so ganz auf mich und den Berg konzentrieren zu können.

Voraussetzung für Digital Detox: 5 selbstauferlegte Regeln

Das Leben in den Bergen ist für den Städter therapeutisch. Wer sich in Abstinenz von Digitalem üben will, muss sich dabei auch an Regeln halten. Die folgenden hab ich mir selbst auferlegt:

1. Kein WLAN, kein Internet, keine Ausnahme

2. Smartphone ja, aber nur als Telefon für Notfälle, schließlich wandere ich alleine. Sogar die Musik hab ich runtergeschmissen

3. Nur analoge Fotografie, keine Verwendung von Digitalkameras. Mehr dazu weiter unten

4. Kein TV, keine Magazine, keine Zeitung

5. Schlichte Wanderausrüstung: Wanderstiefel, Wanderstöcke, Hut, Wanderkarte, mein Orientierungssinn

Digital Detox in Südtirol

Mein Digital Detox Selbstversuch in Südtirol entstand im Zuge meiner Nominierung für den Südtiroler Medienpreis 2014. Mein Dank geht an das Südtirol Marketing für die Einladung und an die Familie Perathoner von der Regensburgerhütte für die warme Bleibe. Alle Meinungen, Übertreibungen und schlechten Witze sind meine eigenen.

Also, auf geht’s nach Südtirol! Wieso meine Anreise 19 Stunden dauert und wie es mir an meinem ersten Digital Detox Tag ergeht, erfährst du hier:

Südtirol Unplugged – Ein Digital Detox Selbstversuch auf 2.040 Metern Höhe | Teil 2

  1. Uwe Peche says:

    Perfekter Ort, perfekte Ausrüstung. Urlaub ist die einzige Zeit, in der ich zum Lesen komme. Richtige Bücher natürlich.
    Und die Bilder können sich doch sehen lassen.
    Wie sagen die Neuseeländer: No Cellphone, no Email, no Problem.

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    • Clemens says:

      Du sprichst mir aus der Seele Uwe! Ich konnte mich mal richtig auf mein Buch konzentrieren. Und natürlich auf die Natur, die gute Bergluft, das herzhafte Essen und und und! Und ja, die Neuseeländer haben auf jeden Fall recht. Ein Grund mehr, mal nach Neuseeland zu reisen!

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  2. Malte says:

    Hallo Clemens! Finde das Digital Detox echt sehr cool. Verbringe meinen Urlaub demnächst in der Therme Meran Südtirol, und werde mir das Digital Detox mal wirklich zu Herzen nehmen. Kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal wirklich ein Buch gelesen habe. Ich denke Südtirol ist optimal dafür. Danke für deinen Bericht und beste Grüße

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  3. Marie says:

    Hey Clemens, ich finde deinen Digital Detox Plan super! Das sollten wirklich viel mehr Menschen machen, gerade im Urlaub. Ich kann es einfach nicht verstehen, dass so viele Leute immer nur auf möglichst aufregende Fotos für ihre Social Media Kanäle aus sind. So verpasst man doch selber den ganzen Augenblick! Ich mache demnächst Urlaub im Schenna Hotel, da werde ich es mir ganz ohne Smartphone und Tablet gut gehen lassen. Freue mich schon darauf 🙂

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